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Vater, gib mir Geduld! Aber bitte sofort!

Jakobus 5,7

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.


Doch, doch, ich bin geduldig! Sehr geduldig! Nur nicht so lange …

Das liegt in der Familie. Wenigstens ein bisschen. Wenn wir mit meinem Opa in einem Café saßen, was nicht häufig vorkam, und die bestellte Torte nicht nach ein oder zwei Minuten auf dem Tisch stand, maunzte er: „Die haben uns vergessen.“ Dabei hatte er Zeit. Er war Rentner. Wie ich heute … Aber offenbar hat die Menge an Zeit keine unmittelbare Auswirkung auf die Menge an Geduld.

Vor Jahren habe ich ein Lied daraus gemacht: „Vater, gib mir Geduld, aber bitte sofort!“

Wenn ich es singe, lacht das Publikum befreit auf. Offenbar bin ich nicht der einzige, der’s nicht so hat mit der Geduld.

Muss ja auch gar nicht mehr sein. Es geht ja alles so schnell heute. Früher hast du einen Brief geschrieben, den Umschlag zugeklebt, ihn zum Briefkasten getragen - „Nächste Leerung morgen um 16.45 Uhr“ - und dann hast du auf die Antwort gewartet. Wenigstens zwei Tage musstest du einkalkulieren. Meistens mehr. Heute schreibst du eine WhatsApp, und wenn du nach zwei Minuten keine Reaktion hast, maunzt du „Die haben uns vergessen!“

Dabei haben wir Zeit. Mehr Zeit als früher. Eigentlich. Was hat das früher alles gedauert! Montag war Waschtag. Da ging nicht viel anderes. Samstag war Badetag. Alle Mann hoch. Und alle Mädels. Nacheinander in die Zinkbadewanne. Und immer wieder Wasser heiß machen. Auf dem Kohleherd. Das hat gedauert. Aber irgendwie waren wir geduldiger damals. Oder bilde ich mir das ein? Die Erinnerung an Opa lässt mich zweifeln.


Die ersten Christen waren offenbar auch ungeduldig. Kein Wunder. Immer wieder war feierlich angekündigt worden, dass Jesus wiederkommt. Sichtbar und für immer. Aber er kam nicht. Tag um Tag war vergangen. Monat um Monat, Jahr um Jahr. Hätten sie damals schon gewusst, dass wir, fast 2000 Jahre später, immer noch warten würden - sie wären verrückt geworden. Dabei kannten sie ihre Bibel und die Erkenntnis: „Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist.“ Gott schaut nicht auf die Uhr. Er hat gar keine. Er ist ewige Gegenwart. Also: Seid geduldig. Wartet. Und zweifelt nicht. Er kommt. Wie im Herbst der Frühregen kommt.


Wir sind mitten in der Adventszeit. Bald feiern wir, dass Jesus gekommen ist. Als Kind in einer Viehhöhle. Der Messias in Windeln. Auch darauf hatten die Menschen generationenlang gewartet. Monat um Monat, Jahr um Jahr. Viele waren dabei mürbe geworden, hatten alle Hoffnung aufgegeben. Andere waren hellwach geblieben. Hatten sich selbst und die anderen immer wieder daran erinnert: Wenn Gott etwas zugesagt hat, dann kann man sich darauf verlassen. Wenn er versprochen hat zu kommen, dann kommt er auch. Spätestens rechtzeitig.

Das gilt nun auch für uns. Vielleicht sogar besonders für uns in diesen chaotischen Zeiten. Manchmal sehne ich mich geradezu danach, dass er wiederkommt und mit ihm himmlische Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Ewiges Licht, ewiger Frieden und ewiges Leben. Darum will ich ihn erwarten und hellwach bleiben und vertrauen. Und ich will beten, dass dieses Vertrauen lebendig bleibt. Und ich will die letzten Worte der Bibel immer wieder hören und weitersagen: Jesus spricht und verspricht: „Ja, ich komme bald.“ - Und ich will mit der Gemeinde antworten: „Amen, komm Herr Jesus!“ Und dabei nie vergessen, dass er unsichtbar längst da ist. Und seine Gnade. Die Zusage gilt: „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen.“


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