Woran ist das Tote Meer eigentlich gestorben?
Frage: Woran ist eigentlich das Tote Meer gestorben? Antwort: An Verstopfung! Tatsächlich fließt von Norden das Wasser des Jordan herein, aber es fließt nirgends wieder hinaus. Klar, dieses Meer liegt rund 400 Meter unter dem Spiegel aller anderen Meere, unter „Normal Null“ also, wie das heute heißt. Immer rein und niemals raus. Dadurch ist die Konzentration der Mineralien so groß und ist der Salzgehalt so hoch, dass hier kein Leben möglich ist. Man kann nicht mal wirklich hinein ins Wasser dieses ungewöhnlichen Meeres um zu schwimmen, nur darauf. Weshalb es ungezählte Fotos von Touristen gibt, die auf dem Wasser sitzen und Zeitung lesen. Vielleicht gibt es solch ein Foto auch von Ihnen.
Für mich ist das Tote Meer ein Gleichnis. Denn es illustriert auf drastische Weise ein Grundgesetz des Lebens: Was rein kommt, muss auch wieder raus. Nicht nur Wasser. Auch Luft. Nahrung. Auch Liebe. Wissen. Glaube.
Unser Leben besteht aus Nehmen und Geben, aus Empfangen und Verteilen. Aus Essen und und Trinken und Ausscheiden. Aus Einatmen und Ausatmen. Niemand kann nur etwas zu sich nehmen. Jeder muss es auch wieder hinaus lassen. Niemand kann nur essen. Nur einatmen. Nur nehmen. Sonst endet er wie das Tote Meer. Er erstickt und stirbt buchstäblich an Verstopfung.
Das gilt auch für die Liebe. Und für den Glauben. Corrie ten Boom, die originelle Evangelistin aus den Niederlanden, hat die Christen einmal so gesehen: Sie haben breite Hintern und große Ohren. Breite Hintern, weil sie immer nur sitzen, und große Ohren, weil sie immer nur hören.
Das ist hoffentlich nur eine Karikatur. Wer sitzt und hört, muss danach doch dann auch aufstehen und reden. Erzählen. Weitergeben. Vor allem dann, wenn er das Evangelium von Gottes unverdienter und unkaputtbarer Gnade gehört hat. Wer Liebe empfängt, von Gott und von Menschen, der muss diese Liebe doch dann auch leben. Ein geliebter Liebender sein. An andere verschenken, was er selbst Tag für Tag geschenkt bekommt.
Ich erinnere mich. Unser Ältester wollte zunächst einen therapeutischen Beruf ergreifen. Obwohl wir dachten: Das passt gar nicht so richtig zu ihm. Zur Begründung aber sagte er einen wunderschönen Satz: „Ich hab eine so gute Kindheit gehabt, jetzt will ich helfen, dass auch andere gut leben können.“ Echt: Wir waren gerührt.
Wenn wir’s nur nicht so oft und so leicht vergessen würden! Auch die Autoren der biblischen Texte müssen uns offenbar immer wieder ermahnen: „Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.“ So steht es zum Beispiel im Hebräerbrief.
Dabei entdeckten wir: Je mehr wir geben, desto mehr bekommen wir. Wer hortet, wird arm, wer verschenkt, wird reich. Und nebenbei bleibt er lebendig.
Jesus erzählt von einmal von einem Verwalter, der das, was ihm der Gutsherr anvertraut hat, einfach nur vergraben hat. Als der Gutsherr zurück kommt, verklagt er ihn: „Du bist ein schlechter und fauler Diener!“ (Matthäus 25, 26) Was uns anvertraut ist, sollen wir gebrauchen. Damit wir keine schlechten und fsaulen Diener Gottes sind. Damit andere leben. Und wir auch.