„Meine Lieblingslektüre? Sie werden lachen: die Bibel.“
Die Frage ist legendär: Welches Buch würden Sie mitnehmen auf eine einsame Insel? Legendär ist sie und, mit Verlaub, auch ein bisschen verstaubt. Denn viele - vor allem Männer - würden wohl überhaupt kein Buch mitnehmen.
Aber wenn sie’s könnten und wenn sie’s würden … Wie viele von ihnen würden - die Bibel nennen?
Dabei wären sie in bester Gesellschaft. Der Schriftsteller und Regisseur Bertolt Brecht (1898-1956) wurde einmal nach seinem Lieblingsbuch gefragt. Seine Antwort: “Sie werden lachen - die Bibel.“ Brecht war Sozialist. Und man hätte eher erwarten könen, dass er „Das Kapital“ von Karl Marx nennt.
Was ist die Bibel? Ein Buch? Ja. Und nein. Denn die Bibel ist viele Bücher. 66 genauer gesagt. Von vielen Autoren in vielen Jahrhunderten zu Papier gebracht. Oder besser: Zu Pergament und zu Papyrus. Ein durch und durch menschliches Buch. Denn nirgendwo sonst schaut man so tief in die Abgründe der menschlichen Seele. Nirgendwo sonst sind Würde und Elend des Lebens so eindrucksvoll ehrlich dargestellt. Nirgendwo sonst werden die wesentlichen Fragen des Lebens und des Zusammenlebens so schonungslos gestellt.
Und beantwortet.
Denn das macht dieses besondere Bücherbuch noch besonderer: In allem und zwischen allem, was Menschen hier aufgeschrieben haben, ist die Handschrift Gottes zu spüren. Denn dieses Buch ist auf geheimnisvolle Weise sein Buch. So ist die Bibel Menschenbuch und Gottbuch zugleich. Erdenbuch und Himmelbuch.
Matthias Claudius (1740-1815), Dichter des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“, hat es so aufgeschrieben: „In diesem Buch finden wir Nachrichten und Worte, die kein Mensch sagen kann, Aufschlüsse über unser Wesen und über unseren Zustand und den ganzen Rat Gottes von unserer Seligkeit in dieser und jener Welt.“
Aber zugegeben: Das Buch ist so alt wie die Bücher, die es enthält. Ist in ferner Vergangenheit zusammengeschrieben und zusammengetragen worden. Enthält Formulierungen, die wir heute nicht mehr so gebrauchen würden und Bilder, die uns fremd erscheinen.
Aber es hat unsere Sprache stärker geprägt, als die meisten ahnen. Vor allem in der Übersetzung von Martin Luther, der dieses Buch der Bücher im 16. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt und für die Menschen seiner Zeit verstehbar gemacht und nebenbei die gemeinsame deutsche Sprache begründet hat.
Bis heute bemühen sich Menschen darum, die zeitlosen Wahrheiten der Bibel herauszuschälen aus einer zeitbedingten Sprachform, sie verstehbar und begreifbar zu machen. So gibt es heute die „Gute Nachricht Bibel“, die „Volxbibel“, die „Neue Genfer Übersetzung“ und viele andere Fassungen, die bei uns Lesern im 21. Jahrhundert dieselben Wirkungen auslösen wollen wie bei den Lesern vergangener Jahrhunderte.
In dem kleinen Luther-Musical „Bruder Martinus“ habe ich für mich selber und für die Zuhörer zusammen gefasst, was dieses Buch für mich, für uns bedeutet und dabei an den alten reformatorischen Grundsatz „Sola Scriptura - allein die Schrift“ angeknüpft:
„Sola scriptura - nur die Schrift, die Botschaft aus der Ewigkeit.
Sola Scriptura - Gottes Mittel gegen die Vergesslichkeit.
Nur die Bibel - Himmelsworte, lesbar, lebbar Tag und Nacht.
Nur die Bibel - Gottes Wille für uns auf den Punkt gebracht.“
Was wären wir ohne die Bibel! Wir wüssten nichts über Gott. Nichts über seine bedingungslose Liebe zu den Menschen. Wir würden Jesus nicht kennen, diesen außergewöhnlichen Menschen, in dem Gott Gestalt gewonnen hat. Wir wüssten nichts über die Welt und nichts über unser Leben, woher wir kommen, wohin wir gehen. Wir wüssten nichts vom Sinn des Lebens, von der Möglichkeit, alle Schuld loszuwerden. Wir hätten keine Ahnung vom Ewigen Leben, das auf alle wartet, die sich an den Gott halten, der in diesem Buch vorgestellt wird. Wir hätten keinen Halt und keine Orietierung.
Fernsehpfarrer Jörg Zink (1922 - 2016) hat es einmal so gesagt: „Es gibt Menschen, die die Bibel nicht brauchen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Ich habe die Bibel nötig. Ich brauche sie, um zu verstehen, woher ich komme. Ich brauche sie, um in dieser Welt einen festen Boden unter den Füßen und einen Halt zu haben. Ich brauche sie, um zu wissen, dass einer über mir ist und mir etwas zu sagen hat. Ich brauche sie, weil ich gemerkt habe, dass wir Menschen in den entscheidenden Augenblicken füreinander keinen Trost haben und dass auch mein eigenes Herz nur dort Trost findet. Ich brauche sie, um zu wissen, wohin die Reise mit mir gehen soll.“
Welches Buch würden Sie mitnehmen auf eine einsame Insel? Ich empfehle Ihnen dieses Buch. Dringend. Keines ist tiefer, bunter, lebendiger, wahrer. Keines hilft besser bei der Bewältigung des Alltags. Und keines wird immer wieder neu lebendig und lebensnah. Man kann wohl ein ganzes Leben darin lesen und entdeckt doch immer wieder Neues, Unvertrautetes, Überraschendes. Bekommt himmlische Impulse für das Leben auf der Erde.
Dabei gibt es dieses Buch längst nicht mehr nur als Buch. Man kann es auf einem Kindle lesen und auf einem Smartphone. Man kann es buchstäblich immer dabei haben.
Pünktlich zum Reformatonsjubiläum in diesem Jahr gibt es die aktuelle Lutherbibel sogar als kostenlose App. Einfach mal auf diese Internet-Seite gehen und das Buch der Bücher herunterladen:
http://www.evangelisch.de/inhalte/139441/19-10-2016/wo-kann-ich-die-lutherbibel-runterladen-kostenlose-bibelapp-android-ios
„Die Heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen“, hat Franz von Assisi (1181-1226) gesagt. Auf diesen Rat sollte man nicht freiwillig verzichten.