top of page

„Bring Gott zum Lachen und mach Pläne!“

Kennen Sie diesen flotten Spruch? Er ist eine aktuelle Neufassung des alten Sprichworts: „Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Oder säkular ausgedruckt: „Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.“

Das ist eigentlich biblisch, Sie ahnen es. Im Brief des Apostels Jakobus steht das so: „Ihr solltet sagen: „Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun.“ Ein Leitspruch, ein Orientierungssatz. Hier noch mal zusammen mit den Sätzen drumherum, und zwar nach der Neuen Genfer Übersetzung:

"Nun zu euch, die ihr sagt: »Heute oder spätestens morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Wir werden ein Jahr lang dort bleiben, werden Geschäfte machen und werden viel Geld verdienen!« Dabei wisst ihr nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist schon euer Leben? Ein Dampfwölkchen seid ihr, das für eine kleine Weile zu sehen ist und dann wieder verschwindet. Statt solche selbstsicheren Behauptungen aufzustellen, solltet ihr lieber sagen: »Wenn der Herr es will, werden wir dann noch am Leben sein und dieses oder jenes tun.« Doch was macht ihr? Ihr rühmt euch selbst und prahlt mit euren überheblichen Plänen. Alles Rühmen dieser Art ist verwerflich."

Soweit Jakous. Sind seine Sätze eigentlich Sätze gegen’s Planen. Wohl kaum. Es sind vielmehr Sätze gegen das überhebliche Planen. Gegen die selbstgerechte Überzeugung, ich hätte selbst mein Leben in der Hand. Und meine Geschäfte. Und die Menschen, mit denen ich diese Geschäfte mache. Und die Welt, in der diese Geschäfte stattfinden.

Die Bibel ist voller Geschichten, in denen Gott eine solche Überheblichkeit scheitern lässt. Beim berühmten Turmbau zu Babel zum Beispiel. „Lasst uns einen Turm bauen, der bis an den Himmel reicht!“, beschließen die Menschen. Das Motiv: „Damit wir uns einen Namen machen!“ Aber Gott muss vom Himmel

herabsteigen, um sich das Türmchen anschauen zu können - und macht die übermütigen Pläne der Menschen zunichte.

Jesus erzählt später vom reichen Kornbauern, der eine grandiose Ernte eingefahren hat und nun von einem sorgenfreien Leben in Saus und Braus träumt. Dass sein Überfluss auch anderen das Leben erleichtern könnte, daran denkt er nicht. Aber Gott platzt in seine selbstsüchtigen Planungen mit dem Satz: „Du törichter Mensch! Noch in dieser Nacht wird dein Leben von dir zurückgefordert werden. Wem wird dann das gehören, was du dir angehäuft hast?“

„Bring Gott zum Lachen und mach Pläne.“

Vielleicht stimmt der Satz trotzdem nicht. Lacht Gott über seine gottlosen Menschen? Vielleicht weint er ja.

Denn er möchte einbezogen werden, weil das besser ist für uns. Weil er besser weiß, was gut ist und was falsch. Weil er möchte, dass wir uns nicht in unseren selbstsüchtigen Träumen und Plänen verirren, sondern frei bleiben.

Natürlich sollen wir planen. Natürlich sollen wir Ziele setzen. Aber immer mit Vorbehalt. Mit jokobinischem Vorbehalt sozusagen.

Mancher hat sich angewöhnt, unter Vereinbarungen die drei Buchstaben „scj“ zu setzen. Was die Abkürzung für das lateinische „Sub conditione Jacobi“ bedeutet, also unter dem jakobinischen Vorbehalt. Oder „SGW“ als Abkürzung für „So Gott will …“ Das muss man nicht tun. Man muss es nur wissen und bedenken bei allem, was man unternimmt.

Wer täglich das Vater Unser betet, hat das eigentlich ständig vor Augen und im Herzen. Denn eine der ersten Bitten lautet so: „Dein Wille geschehe!“ Deiner. Und nicht meiner.

Ich finde, das ist keine Einschränkung meiner Persönlichkeitsrechte. Im Gegenteil: Es ist eine Entlastung. Wie gut tut es, wenn man weiß: Letztlich hängt nichts an mir, sondern alles an ihm.

Werth zum Thema

bottom of page