Jesus ist meist nicht da, wo man ihn vermutet
Ein "Wort zum Tag" für ERF Plus:
Meist war er nicht da, wo man ihn vermutet hatte.
Nach seiner Geburt strampelte er in einem Futtertrog, obwohl die Engel verkündet hatten, dass er der Heiland der Welt wäre, und er deshalb eher in einen Palast gepasst hätte.
Mit zwölf blieb er im Tempel, obwohl sich seine Familie längst wieder auf den Heimweg vom Passafest gemacht hatte. Zurück in den Alltag, der aus Zimmerwerkstatt und Haushalt bestand.
Mit 30 predigte und heilte er im Multikultiland Galiläa, obwohl man im frommen Judäa zu sein hatte, wenn man ein religiöser Führer sein wollte.
Drei Jahre später zog er nach Jerusalem, obwohl jeder wusste, dass man ihm da ans Leben wollte. Und als man kurzen Prozess mit ihm gemacht hatte und er einen ganz und gar unwürdigen Verbrechertod zu sterben hatte, blieb er am Kreuz, obwohl er die himmlischen Heerscharen auf die Erde hätte bitten können, um ihrerseits kurzen Prozess zu machen mit allen, die an seinem Elend Schuld waren.
Nein, meist war er nicht da, wo man ihn vermutet hatte.
Was aber schon viel früher begonnen hatte. Schließlich war er der Sohn Gottes. Ausgestattet mit allen himmlischen Machtinsignien. Dort hätte er bleiben können, im Himmel. Dort gehörte er hin. Ein Gott passt in den Himmel, aber nicht auf die Erde. Doch er verließ die himmlische Herrlichkeit und wurde Mensch unter Menschen.
Wer Jesus sucht, sucht ihn vergeblich, wenn er an der falschen Stelle sucht.
Was auch diese kleine Erzählung aus dem 9. Kapitel des Matthäus-Evangeliums verdeutlicht:
9 Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. 11 Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? 12 Als das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. 13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea 6,6): »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.« Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Jesus ist bei denen, bei denen man ihn nicht vermutet. Bei den Übersehenen und Übervorteilten, bei den Ausgegrenzten und Ausgestoßenen. Bei denen, die wissen, dass sie auf Gnade und Barmherzigkeit angewiesen sind, weil sie weder bei Menschen noch bei Gott mit Selbstgerechtigkeit punkten können. Er ist bei den Sündern, die sich nach Gott sehnen.
Und damit bei uns. Und damit bei mir.
Und ich will bei ihm sein. Wir wollen bei ihm sein, wir, die wir seinen Namen tragen: Christen. Christusleute. Wir wollen bei ihm sein. Wir sollen da sein, wo er ist. Das heißt immer wieder, die scheinbar fromme Komfortzone zu verlassen. So wie er das getan hat, damals, als er den Himmel verlassen hat. Als er unser Leben auf dieser Erde geteilt hat. Und wie er das immer wieder tut. Bis heute.