Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
Es ist das vielleicht dunkelste Fest der Christenheit. Oder das hellste? Im englischen Sprachraum jedenfalls heißt der Karfreitag „Good Friday“, guter Freitag. Ja, dieser Tag ist gut. Tut gut. Macht gut. Denn ohne diesen Tag säßen wir noch immer in den Verstrickungen unserer Schuld.
Und dann Ostern. „Vom Eise befreit“ sind nicht nur „Strom und Bäche durch des Frühlings holden belebenden Blick“, wie das Johann Wolfgang von Goethe so trefflich beschrieben hat. Nein, auch die Seele ist befreit. Das Hirn. Das Leben insgesamt. Goethe hat das nicht wirklich gewusst. Trotzdem will ich ein paar Zeilen aus seinem „Osterspaziergang“ einfach mal ganz kühn allegorisch deuten.
„… im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises …“
Der Tod hat verloren. Auf ewig verloren. Jesus lebt. Und weil er lebt, werden alle, die sich an ihn halten, auch leben. Ewig leben. Ostern vertreibt den unerbittlichsten Feind allen menschlichen Lebens auf ewig „in rauhe Berge“. Klar, noch sendet er „ohnmächtige Schauer körnigen Eises“. Denn noch wird gestorben, solange wir auf dieser alten Erde leben. Aber er tut das „fliehend nur“. Er ist auf der Flucht.
Seit Ostern ist alles anders. Alles. Seit Ostern gibt es Hoffnung. Immer.